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Die Vielfalt des Kulturangebots in Gießen und Marburg im Vergleich

Jeder spricht drüber - aber wie ist es denn nun wirklich?

Die gesamte Arbeit, inkl. aller Tabellen und Abbildungen zum Download (ca 7MB)

Im letzten Sommer habe ich meine Diplomarbeit an der Philipps Universität in Marburg über die Messung von kultureller Vielfalt geschrieben. Dabei habe ich mich auf das Angebot von Kulturveranstaltungen in Gießen und Marburg konzentriert und exemplarisch für beide Städte die kommunale Kulturpolitik und das Kulturangebot ausgewertet. Herausgekommen ist eine umfangreiche zahlenmäßige Erfassung des aktuellen kulturellen Geschehens der beiden Städte.
Als Datengrundlage dient ein kompletter Jahrgang des Veranstaltungskalenders Express, der in Gießen und Marburg auf identische Art und Weise erfragt und veröffentlicht wird. Zusätzlich wurden die Haushaltspläne der Städte hinsichtlich ihres Fördervolumens für Kulturveranstaltungen ausgewertet.
Für das Jahr 2009 konnten so insgesamt 2.454 Kulturveranstaltungen gezählt werden. Davon fanden 1.491 (ca. 60 Prozent) in Marburg statt, in Gießen dagegen „nur“ 963 (ca. 40 Prozent). Als regelmäßige (im Durchschnitt eine Veranstaltung im Monat) Anbieter von Kulturveranstaltungen konnten in Marburg gleich 19 verschiedene Einrichtungen, bzw. Gastronomiebetriebe identifiziert werden. In Gießen gibt es mit 11 Veranstaltungsorten vergleichsweise weniger etablierte Kulturveranstalter. Weitere Analysen können zeigen, dass das Marburger Kulturprogramm dem Gießener nicht nur rein quantitativ überlegen ist, sondern auch unter verschiedenen Vielfaltsaspekten, bspw. beim Angebot unterschiedlicher Veranstaltungssparten im Zeitverlauf. So hat ein Marburger Bürger an einem beliebigen Tag im Jahr fast immer mehr Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Veranstaltungskategorien. (Musikkonzert, Schauspieltheater, Lesung, Musical, Kabarett, etc.) 
Wie ist dieser Umstand zu erklären, vor allem wenn man bedenkt, dass die Stadt Gießen Kulturveranstaltungen mit einem fast dreimal so großen Förderbetrag bezuschusst.
Der Großteil des Gießener Kulturetats kommt dem Gießener Stadttheater zu Gute. Es handelt sich um ein renommiertes Theaterhaus, das jährlich über 300 Aufführungen inszeniert und mit über 200 Mitarbeitern der wohl größte Arbeitgeber im Kulturbereich in ganz Mittelhessen ist. Entsprechend konzentriert sich auch das Gießener Kulturangebot vorrangig auf das Stadttheater. Dies geschieht aber auch zum Nachteil der alternativen Kulturszene Gießens. Im Gegensatz zu Marburg gibt es in Gießen mit dem MuK lediglich ein finanziell gefördertes sozio-kulturelles Veranstaltungszentrum, dessen Bezuschussung nicht mit den drei Marburger Zentren (KFZ, Waggonhalle und Trauma) zu vergleichen ist. Zudem fördert die Stadt Marburg ebenfalls ein Theaterhaus, wenngleich der jährliche Förderetat des Hessischen Landestheaters um ein Vielfaches geringer ist, als der des Gießener Stadttheaters.

Das umfangreichere Kulturangebot der Stadt Marburg kann deshalb vorrangig mit der größeren Fördervielfalt der Marburger Kulturpolitik erklärt werden. Zudem  kann die Arbeit anschaulich zeigen, dass sozio-kulturelle Veranstaltungszentren im Gegensatz zu den vergleichsweise teuren Theaterhäusern einen relativ großen Beitrag zur lokalen Kulturlandschaft leisten.

Für Fragen oder Anmerkungen stehe ich gerne zur Verfügung.

Thore Strothmann