Blick zurück nach vorn
Das Jahr 2004 bescherte unserem Publikum wieder eine ganze Menge
toller Highlights, die sich positiv in unseren Besucherzahlen niederschlugen:
im Jahr 2004 sogar leicht über 40.000. In diesen Zahlen sind
die regelmäßigen Nutzer des KFZ, wie die bei uns probenden
Theatergruppen, die Schwulentreffen oder die Menschen, die unseren
Gruppenraum nutzen, nicht inbegriffen.
Ja, das ist ein Jahresrückblick auf 2004. Warum mitten
im Jahr fragt sich die/der geneigte LeserIn? Weil wir gerade am
Antrag für die Stadt Marburg schreiben, um für 2006 die
öffentlichen Gelder aus dem Stadt-Topf zu beantragen. Dazu
macht das KFZ jedes Jahr einen Geschäftsbericht vom gelaufenen
Jahr. In einigen Punkten vielleicht auch interssant für unser
Publikum, das uns immer wieder fragt, wie geht es denn jetzt weiter
mit dem KFZ? Das fragen wir uns und die Politik natürlich auch?
Aber zunächst noch mal den Blick zurück: Mit Hacienda
im Januar angefangen über den 200. (!) Marburger Abend, von
Hellmut Hattler mit seinem neuen Jazzprojekt, über so skurile,
aber intelligente Shows wie die von Leo Bassi. Von verschiedenen
Kindertheaterstücken und Musik für Kids, zur alternativen
Stadtführung zum Jahrestag der Machtübernahme von Hitler,
vom Theaterstück Kleide mich in Liebe, welches
bei einer hessenweiten Ausschreibung einen Preis erhielt, über
diverse musikalische Leckerbissen wie Mother Tongue, Pantheón
Rococó, Haenssche Weiss, bis zum Klangwelten-Festival,
das diesmal in der St. Peter und Paul Kirche stattfand. Dazu kommen
kabarettistische Glanzlichter wie Polt & die Biermösln,
Jürgen Becker, und ein neu entwickeltes Programmformat für
die kabarettistische Nachwuchsbühne, moderiert von Michi Herl.
Insgesamt also ein Jahr, mit dem man zufriedener kaum sein konnte.
Warum also die öffentliche Diskussion mit der Ankündigung
zu schließen, wenn nicht für 2005 erheblich mehr Gelder
in unser KFZ gesteckt würden?
Wir haben in der Vorausschau auf das, was uns 2005 erwartet, sehr
gut gewusst, was auch finanziell auf uns zukommt. In unserer Haushalts-Planung
stehen an Mitteln aus öffentlichen Händen 40.000 Euro
weniger. Wie soll ein Unternehmen wie das KFZ, welches jedes Jahr
mit 70% Eigenerwirtschaft sehr effizient arbeitet, die Kürzungen
von 40.000 Euro wegstecken können? Wir mussten die Notbremse
ziehen. Da wir bei den Löhnen schon gekürzt hatten, weil
wir schon 20.000 Euro weniger Zuschüsse für das Jahr 2004
erhalten haben, hatten wir die Sorge, unsere qualifizierten Kräfte
zu verlieren, da wir ihnen keine echte Perspektive mehr bieten können.
Das wäre der Tod auf Raten gewesen, denn bei 4 auf Vollzeit
gerechneten Stellen gibt es nichts gesund zu schrumpfen. Rechtzeitig,
um mit unseren Forderungen im Haushalt 2005 Niederschlag zu finden.
Aber es wurden im Kulturbereich insgesamt 100.000 Euro gekürzt.
Der Zuschuss Kabarettherbst für das KFZ wurde ganz gestrichen,
dafür ein dringend benötigter Ausstattungszuschuss in
den Haushalt eingestellt. In Verbindung mit der Streichung anderer
Projektmittel war das unterm Strich eine leichte Kürzung für
das KFZ. Die gesamte Zuschusshöhe für das KFZ in 2005
liegt damit ungefähr auf der des Jahres 1998! Die untenstehendeTabelle
veranschaulicht noch einmal die Entwicklung der Zuschüsse für
das KFZ seit dem Jahr 2000.
Durch den Einsatz vieler verschiedener Menschen, auch aus der Politik,
gab es ein erhebliches Spendenaufkommen für 2005 von Seiten
der Sparkasse Marburg-Biedenkopf und der Marburger Bank sowie von
Einzelpersonen über unsere Heldenkampagne bis hin
zu Firmenspenden, was es uns ermöglicht, das Jahr 2005 einigermaßen
zu überstehen. Es fehlen noch ca. 14.000 Euro, übersichtlicher
als 40.000 Euro Schulden. Das erleichtert den Blick nach vorn! Die
Suche nach Helden und Spenden geht natürlich weiter!
Die Zukunft des KFZ ist bislang noch nicht gesichert! Uns
quälen Fragen nach einer Grundsicherung, nach Möglichkeiten,
die verbliebenen 14.000 Euro Schulden aufzufangen, oder
fährt man mit Schulden nicht sogar besser? Uns quält die
Frage, ob wir uns überhaupt noch eine/n Auszublildende/n leisten
können? Sollen wir auf unser Programmheft verzichten? Wann
können wir die Toilletten runderneuern? Wann können
wir wieder für Projektarbeit Power und Geld in experimentelle
Programmarbeit stecken? Können wir uns noch ein KFZ-Sommerfest
ohne Eintritt leisten, als Dankeschön an unser
Publikum? ...
Es müsste da schon die Zusage von der Stadt kommen, das Zentrum
mit den meisten BesucherInnen innerhalb der soziokulturellen Szene
in Marburg, so abzusichern, dass eine Weiterexistenz möglich
ist.
Vom KFZ gingen viele Aktivitäten, Projekte und Hilfestellungen
aus, die bewirkten, dass sich u.a. diese Szene in Marburg so entwickeln
konnte. Auch kulturpolitische Impulse vom KFZ, neue Konzepte zu
entwickeln - wie z.B. das in der OP schon des öfteren erwähnten
Modellprojektes mit dem Land Hessen, zur Grundsicherung der soziokulturellen
Szene auf welches auch die Stadt Marburg setzt zeigt
die Stellung und Bedeutung auch unseres politischen Engagements
für die Stadt Marburg. Nun hat der jetzige Kulturdezernent
und baldige Oberbürgermeister der Stadt zum Glück 100.000
Euro Erhöhung im Kulturbereich für das Jahr 2006 angekündigt,
was auch uns hoffen lässt. Die Absicherung des KFZ erfährt
damit eine politische Grundlage, ob die Absicherung tatsächlich
erfolgt, ist politische Entscheidung.
|
|
|