Das KFZ - mehr als ein Club
Als "soziokulturelles Zentrum" ist
das KFZ mehr als nur ein Club oder eine Disco. Aber worin besteht
dieser Mehrwert? Um das zu verstehen, muss man erst mal wissen,
was "Soziokultur" bedeutet und welchen Stellenwert
das KFZ als soziokulturelles Zentrum hat. Damit geht immer auch
die Frage nach lebenslangem Lernen und kultureller Bildung
einher: Wie funktioniert diese Form der Bildung im KFZ und inwieweit
profitiere ich als Besucher oder Mitarbeiter davon?
Ein kurzer Überblick über die wichtigsten Zusammenhänge
mit Beispielen aus dem Arbeitsalltag und den Strukturen im KFZ soll
diese Fragen beantworten.
Soziokultur - Was ist das eigentlich?
Das KFZ bezeichnet sich als "soziokulturelles Zentrum".
Aber was heißt das überhaupt? Heutzutage wird Soziokultur
als eine Art Gemeinschaftspflege verstanden: Sie bezeichnet eine
politische Kultur, die ein gesellschaftliches Miteinander ermöglicht.
Damit einher geht eine Demokratisierung der Kultur, d.h. Kultur
soll für jedermann zugänglich werden. In diesem Zusammenhang
muss besonders auf den Begriff des "lebenslangen Lernens"
hingewiesen werden: Im Rahmen der Soziokultur wird jedem Menschen,
egal welchen Alters, die Möglichkeit gegeben, sich zu bilden.
Diese Bildung verläuft interdisziplinär, sie ist also
nicht auf künstlerische Felder beschränkt, sondern bezieht
auch soziales Lernen mit ein.
Lebenslanges Lernen verlangt nach einem angemessenen Raum und Rahmen,
den soziokulturelle Zentren bieten können. Sie sind sozusagen
eine Schnittstelle zwischen Alltag und Kultur und bieten
interessierten und engagierten Menschen Platz zur Selbstverwirklichung
(meist in Form eines ehrenamtlichen Engagements). Dies geschieht
zum einen im Rahmen des Gemeinwesens und zum anderen ohne jegliche
Kommerzialisierung, d.h. Kultur kann von allen gemacht werden
und wird für jeden zugänglich.
Was hat das mit dem KFZ zu tun?
Soziokulturelles Denken und Handeln zeigt sich in vielen Bereichen
des KFZ: Wir haben den Anspruch, eine Begegnungsstätte
für Leute jeden Alters, aus allen Schichten und mit jeglicher
Nationalität zu sein. Dies bezieht sich sowohl auf die Menschen,
die das Angebot im KFZ gestalten, als auch auf diejenigen, die dieses
Angebot wahrnehmen. Um den Einbezug des Einzelnen zu gewährleisten,
beruht die Entscheidungsfindung im KFZ auf einer Basisdemokratie,
d.h. jeder darf seine Meinung äußern und wird erstgenommen.
Dementsprechend werden auch wichtige Entscheidungen von allen gemeinsam
getroffen.
Ein konkretes Beispiel für die Teilhabe jedes einzelnen KFZ-Mitarbeiters
am kulturellen Prozess sind die verschiedenen Arbeitsgemeinschaften,
in denen z.B. Konzerte, Veranstaltungsreihen oder Ausstellungen
geplant werden. Jeder Mitarbeiter, egal ob Praktikant, Zivi oder
Ehrenamtlicher, kann sich in diesen AGs einbringen und gemeinsam
mit anderen Programmpunkte planen und am Ende in die Tat umsetzen.
Gestaltungsmöglichkeiten wie diese sind ein gutes Beispiel
dafür, wie soziales und politisches Lernen (also das oben angesprochene
lebenslange Lernen) im KFZ funktionieren kann.
Doch auch wer kein aktiver Mitarbeiter ist, kann am kulturellen
Prozess teilhaben: Um möglichst viele Menschen anzusprechen,
versuchen wir, Hemmschwellen gegenüber Kultur abzubauen.
Ein möglichst vielfältiges Angebot soll Menschen aller
Altersklassen ansprechen und relativ niedrige Eintrittspreise sollen
dieses Angebot für Angehörige aller Schichten zugänglich
machen. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk darauf, dass politische
Diskussionen gleichberechtigt neben Konzerten und Parties existieren,
denn das KFZ möchte auch durch die Schaffung eines politischen
Forums bzw. durch die Schaffung von Öffentlichkeit soziale
Bildungsmöglichkeiten eröffnen.
Wie funktioniert lebenslanges Lernen im KFZ?
Um zu verstehen, wie lebenslanges Lernen überhaupt funktioniert,
muss man wissen, dass man auf unterschiedliche Weise lernen kann.
Hier lässt sich grob zwischen formalem und informellem Lernen
unterscheiden: Formales Lernen ist zielgerichtet und organisiert.
Gewöhnlich findet es im Rahmen eines öffentlichen Bildungssystems,
also z. B. an einer Schule oder Universität, statt und ist
durch entsprechende Zertifikate oder Zeugnisse gesellschaftlich
anerkannt. Informelles Lernen findet außerhalb eines solchen
Bildungssystems statt und wird nicht zertifiziert. Im Gegensatz
zum formalen Lernen geschieht informelles Lernen ungeplant und
beiläufig, d.h. der Lernende ist sich des Vorgangs nicht
bewusst, weil er in natürlichen und alltäglichen Situationen
lernt (im Gegensatz zur künstlich erzeugten Lernatmosphäre
einer Schule). Als Voraussetzung für diese Lernform gilt allerdings
eine lernanregende Umgebung.
Beim informellen Lernen geht es vor allem um die Lösung von
ganz konkreten Problemen und weniger um theoretische Wissensaneignung.
Diese Vorgehensweise unterstützt die Entwicklung verschiedener
Kompetenzen: Der Lernende schult seine Verstehens-, Erschließungs-
und Deutungskompetenz, außerdem lernt er effektiv zu kommunizieren
und zu interagieren. Darüber hinaus verbessert informelles
Lernen die Urteils-, Handlungs- und Reflektionskompetenz.
Diese Kompetenzen können nur durch tätigkeitsintegriertes
und selbstorganisiertes Lernen entwickelt werden. Das KFZ bietet
für diese Lernform einen anregenden Rahmen: Zum einen wird
hier wird auf unterschiedliche Weise Wissen über soziokulturelle
Zusammenhänge weitergegeben. Dies geschieht z.B. durch
Gespräche untereinander und durch die Arbeit in AGs. Die meisten
Prozesse im KFZ beruhen auf der effektiven Zusammenarbeit der einzelnen
Mitarbeiter, d.h. Kommunikation und Interaktion sind die Schlüsselworte
für die Bewältigung der anfallenden Aufgaben. Eine aktive
Teilnahme an diesen Prozessen ermöglicht daher eine Verbesserung
der Sozialkompetenz. Zum anderen ist der Arbeitsalltag im KFZ
natürlich auch durch wiederkehrende Situationen geprägt.
Wenn man in solche wiederkehrenden Prozesse eingebunden ist und
sie einmal erfolgreich bewältigt hat, dient dies wiederum der
Handlungskompetenz. Oder anders ausgedrückt: Viele Lernprozesse
im KFZ erfolgen nach der Devise "learning by doing".
Zusammengefasst bedeutet dies:
Das
KFZ fungiert als soziokulturelles Zentrum als Schnittstelle zwischen
Kultur und Alltag. Auf diese Weise schaffen wir einen Ort, an dem
kulturelle Bildung und somit lebenslanges, informelles Lernen möglich
ist.
Jeder, ob Mitarbeiter oder Gast,
kann an kulturellen Prozessen teilhaben, wird ermutigt, sich einzubringen
und unser kulturelles Angebot sowohl zu gestalten als auch zu nutzen.
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