Operation Sichere Zukunft sch(n)eidet
aus!
Die hessische Landesregierung gab die Zahlen der Kürzungsorgie
für den Haushalt 2004 (eigener Titel: Operation Sichere
Zukunft) bekannt. Danach erhält die Soziokultur statt
der bisherigen landesweiten 433.600 Euro nur noch 353.600 Euro.
Das sind 80.000 Euro weniger und bedeutet eine Kürzung der
Mittel um 18,45%. Nun könnte man sagen, damit ist man ja noch
glücklich weggekommen, denn es hätte ja auch, wie vorab
pauschal angekündigt, ein Drittel sein können. Dennoch,
ein fader Beigeschmack bleibt, denn die Landesförderung in
diesem Bereich steht bis heute noch nicht einmal auf dem Stand von
1994, geschweige denn, dass sie mit vergleichbaren anderen Bundesländern
Schritt halten könnte. Werden dort nach einer Studie 0,16 Euro
pro Jahr und pro Einwohner Förderung für Soziokultur von
Landesseite geleistet, sind es in Hessen lediglich 0,06 Euro. Die
Kürzungen fallen also mal wieder in die sowieso schon von der
Politik unterentwickelten kreativen Bereiche.
Die LAKS Hessen hat hierzu eine Pressemitteilung vor bekannt werden
der exakten Summen veröffentlicht, die an dieser Stelle zitiert
sei.
P R E S S E M I T T E I L U N G
L A K S H e s s e n e . V .
Freie Kultur = gleiche Finanzierung?
Mit großer Sorge betrachtet die Freie Kunst- und Kulturszene
die Ankündigungen von Ministerpräsident Roland Koch zur
Konsolidierung des Landeshaushalts. Wenngleich die Sparbemühungen
angesichts des Haushaltsdefizits in der Sache dringend notwendig
seien, stößt insbesondere die Möglichkeit einer
pauschalen Kürzung freiwilliger Leistungen um ein Drittel auf
Kritik. Die politisch-verantwortlichen Personen kommen - wenn
sie eine Daseinsberechtigung haben möchten, nicht umhin, sich
Gedanken um kulturpolitische Schwerpunktsetzungen zu machen,
so Bernd Hesse von der Landesarbeitsgemeinschaft der Kulturinitiativen
und soziokulturellen Zentren in Hessen (LAKS Hessen e.V.), eine
Kürzung mit dem Lineal schafft nur auf den ersten Blick saubere
Schnitte, setzt aber in Wirklichkeit einen Strukturkonservatismus
mit sehr fragwürdigen Verhältnismäßigkeiten
fort.
Es entbehre nicht einer gewissen Ironie, mit Hinweis auf die künftigen
Generationen die vielfältigen zukunftsorientierten Angebote
und Leistungen freier Träger im Sozial- und Kulturbereich existentiell
zu bedrohen.
So wirkten soziokulturelle Zentren als soziale oder kreative Labore,
deren Ergebnisse und Entwicklungen Anstöße und Impulse
in viele gesellschaftliche Bereiche, Institutionen oder in die Wirtschaft
gäben. Zudem würden die Einrichtungen überproportional
von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen genutzt.
Welch drastische Folgen derartige Kürzungen haben, lasse sich
aus Haushaltssperren Mitte der 90er Jahre belegen, deren negative
Nachwirkungen noch heute dafür sorgen, dass die soziokulturelle
Szene in Hessen im bundesweiten Vergleich deutlich unterentwickelt
sei. So habe die Landesförderung nach wie vor nicht den Stand
von 1994 erreicht, obwohl sich in diesem Zeitraum die soziokulturelle
Szene auch in Hessen deutlich vergrößert und die Angebote
und Leistungen stetig zugenommen haben.
Bei den Einsparungen, die in der freien Kultur möglich
wären, handelt es sich um Beträge, die ein Finanzminister
nicht merken wird, die jedoch vor Ort großen Schaden anrichten
würden, lautet denn auch die Einschätzung von Lutz
Stratmann, dem niedersächsischen Minister für Wissenschaft
und Kunst (CDU).
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