Das KFZ fährt solange
Sprit drin ist!
Kürzungen vom Land Hessen, wegfallende Projektzuschüsse,
Null Euro aus dem städtischen Vermögenshaushalt haben
im KFZ-Haushalt 2004 zu einer Etatlücke in Höhe von ca.
20.000 Euro geführt. Die Finanzierung des KFZ für das
kommende Jahr wird eine Lücke in Höhe von ca. 40.000,-
Euro aufweisen, und wir kämpfen damit ums Überleben (siehe
auch OP vom 2.9.). Denn die 8 Hauptamtlichen, die sich zusammen
ca. 4 Vollzeitstellen teilen und dafür mit Hilfe vieler
Ehrenamtlicher Kräfte verantwortlich zeichnen, dass
der Laden rund läuft, sind nicht bereit die Reise nach Rom
zu spielen und eine Entlassungsdebatte zu führen. Bei einem
Lohnniveau zwischen 2100,- und 401,- Euro Bruttolohn gibt es nichts
mehr zu kürzen.
Wir laden gerne Fachleute ein, eine Bewertung unserer Stellen vorzunehmen
und sie in BAT Kriterien zu fassen. Wir sind gespannt, was bei einer
Anlehnung an öffentliche Tarife an Lohnkosten gezahlt werden
müsste.
Uns fehlen aber schon bei dem augenblicklichen Lohnniveau 40.000
Euro. Nun könnte man bei jährlich 40.000 BesucherInnen
die einfache Rechnung aufstellen, einen Euro mehr Eintritt pro Gast
und die Kasse stimmt wieder. Leider funktioniert unser Geschäft
nicht so einfach. Zum einen würden die Künstler, die meist
mit einer prozentualen Beteiligung an den Eintrittseinnahmen beteiligt
sind, mehr Gage erhalten und zum anderen würde das Finanzamt
durch die zu entrichtende Mehrwertsteuer Zuwächse verzeichnen.
Von 40.000 Euro mehr würden geschätzt ca. 13.000,- bei
uns verbleiben.
Die Eintrittseinnahmen und die direkten Ausgaben bei den Kulturveranstaltungen
(Gagen, Hotel, Bewirtung, etc.) sind deckungsgleich. Folglich lassen
sich mit ein paar Veranstaltungen weniger unsere Finanzen auch nicht
zum positiven wenden. Eher verdienen wir mit den Getränkeumsätzen
Geld hinzu.
Wo gibt es in Hessen noch eine Kulturinstitution, bei der alles
was das Publikum sieht, ehrenamtlich organisiert ist? Denn: Auch
die Hauptamtlichen des KFZ arbeiten zusätzlich 3 Stunden pro
Woche ehrenamtlich, um eine Gleichstellung mit den Ehrenamtlichen
zu erreichen, von der wöchentlichen Teamsitzung und unbezahlten
Überstunden mal ganz abgesehen.
Schluss mit "lustig" oder dem KFZ geht der Motor aus
Die Hauptamtlichen im KFZ haben sich entschieden, den Laden
zu schließen, wenn die Mittel verbraucht sind, das Geld alle
ist. Wir sind nicht bereit, mit noch einmal weniger Stellen unsere
200 Veranstaltungen jährlich durchzuführen. Weniger Personal
hieße weniger Veranstaltungen oder noch mehr arbeiten für
wenig Geld. Das hieße insgesamt die Spirale nach unten zu
drehen und obendrein die räumlichen Ressourcen ungenutzt zu
lassen. Bereits seit 2002 haben wir von der Stadt Marburg 125.000,-
Regelzuschuss gefordert. Bewilligt wurden in 2004: 82.000,-. Vom
Land Hessen wurden die Mittel für uns auf ein Niveau gesetzt,
welches unter dem von 1992!! liegt. Jetzt wird die Stadt Marburg
für 2005 einen Kürzungshaushalt auflegen, bei dem 100.000,-
im gesamten Kulturhaushalt gespart werden sollen. Für die erste
Lesung des städtischen Haushaltes wurden unsere Mittel pauschal
um 5% gekürzt.
Die Kulturpolitik in Marburg hatte jahrelang Zeit, eine tragfähige
Förderung für unser Zentrum zu entwickeln und zu etablieren.
Eine Absicherung der Kernstrukturen steht bis heute aus. Ein Indiz
dafür, dass Politik Zukunftschancen und Ressourcen im Kulturbereich
nicht ergreift! Wenn Politik sich nicht ändert und uns nicht
die notwendigen Mittel (125.000,-) bewilligt oder wir keine anderweitigen
Finanzierungsquellen erschließen können, werden wir gegen
Ende 2005 unsere derzeitige Arbeit einstellen, sowie Anlagen und
Wertgegenstände verkaufen. Gemäß unserer Vereinssatzung
werden wir bei Auflösung des Vereins dem Kulturamt Marburg
den Rest des Vereinsvermögens zukommen lassen.
Kulturangebote in einer Universitätsstadt
Das Gutachten des Instituts für Kulturpolitik zu räumlichen
Perspektiven der soziokulturellen Zentren in Marburg hatte in einem
Vergleich mit anderen Studentenstädten herausgearbeitet, dass
die räumlichen Ressourcen in Marburg z.B. nicht mal halb so
groß sind wie in Tübingen. Das bedeutet, dass wir in
Marburg gar nicht an herausragender Stelle im Vergleich mit anderen
Studentenstädten in der Entwicklung der Kultur stehen. Im Gegenteil,
Kulturpolitik und Verwaltung müssen ein Auge darauf werfen,
die Attraktivität Marburgs auch in diesem Bereich weiter zu
entwickeln und zu forcieren. Eine attraktive Universitätsstadt
muss, um mit anderen Universitätsstädten konkurrieren
zu können, ein Kulturangebot bereitstellen, welches sich nicht
nur aber auch für Studenten attraktiv darstellt. Auf einen
wichtigen innerstädtischen Baustein und ein kulturell, finanziell,
wie organisatorisches Vorzeigezentrum wie das KFZ kann sie nicht
verzichten.
Das KFZ ist ein Kulturbaustein und Markenzeichen in Marburg, welcher
sich bei KünstlerInnen, beim Publikum sowie in der Kulturpolitik
einen Namen gemacht und ist Impulsgeber für kulturpolitische
Diskussionen. Unser Zentrum, wird nach Kino und Hessischem Landestheater
in einer Befragung des Marburger Kulturamtes von den Bürgern
gleich an dritter Stelle als wichtiger und attraktiver Kulturträger
genannt. Das Publikum, mit ca. 40.000 BesucherInnen jährlich,
würde nicht in dieser Anzahl zu uns kommen, würden wir
nicht eine gute Programmarbeit machen. Die Künstlergruppen
die bei uns auftreten kommen gerne wieder, weil wir sie gut betreuen,
weil wir im Vorfeld, während der Veranstaltung, sowie in der
Nachbereitung professionell arbeiten. Immerhin erreichen die ausgezahlten
Künstlergagen (122.631 Euro für 2003) fast exakt die Höhe
aller öffentlichen Kulturzuschüsse(Stadt, Land, Projekte
zusammen: 123.111 Euro). Die beste Künstlerförderung,
die man machen kann. Unser Zentrum liegt in der Eigenerwirtschaftung
bei ca. 70%, was wesentlich über dem bundesweiten Durchschnitt
vergleichbarer Zentren liegt.
Qualifizierte Arbeit braucht eine adäquate Entlohnung. Auch
hierfür sollte sich Marburgs Kulturpolitik einsetzen, denn
sonst lässt sich qualifiziertes Personal auf die Dauer nicht
halten.
Als vor Jahren das Marburger Schauspiel per Vertrag mit gemeinsamer
Finanzierung in das Hessische Landestheater umgewandelt wurde, wurden
zukunftsfähige Strukturen für das Schauspiel geschaffen.
Das KFZ ist ebenso eine Einrichtung, welche grundsätzlich zum
städtischen Kulturangebot gehört, nicht als freiwillige
Leistung sondern vernünftig abgesichert!!!
Wege aus der Finanzierungskrise
Wir fordern alle PolitikerInnen parteiübergreifend dazu
auf, an der Absicherung des KFZ mitzuwirken und die Mittel für
eine Weiterexistenz im Haushalt 2005 bereitzustellen, oder ernsthafte
und langfristige Sponsoren zu benennen, die diesen Standort retten
und nicht nur auf diese Möglichkeit verweisen, um ein Alibi
zu benennen. Wenn das KFZ als innerstädtisches und überregional
bedeutsames Kulturzentrum erhalten werden soll, dann muss sich die
gesamte Kulturpolitik in Marburg für das KFZ stark machen.
Wir schlagen vor:
Das Stadtparlament sichert das KFZ mit einer Interimslösung
für das Jahr 2005 ab.
Das Stadtparlament fasst einen möglichst einstimmigen Beschluss,
mit dem es dem Kulturdezernenten den Auftrag gibt, mit dem Land
Hessen zu verhandeln, um zusammen mit dem Land zu einer zukunftsweisenden,
für die Kernstrukturen des KFZ vertraglich abgesicherten Förderung
zu gelangen.
Für die grundlegenden Strukturen ist die Politik gefordert,
richtig:
Aber auch Du liebe Leserin, lieber Leser kannst etwas für uns
tun: Unterstützt das KFZ, spendet was auch immer eure "Kragenweite"
ist.
Feedback erwünscht! Kommentare und Meinungen zur KFZ-Situation
können in unserem Gästebuch
hinterlassen werden.
Weiterführende Information:
Artikel der Oberhessischen Presse zum Thema (download als
.jpg):
Titelseite vom 2.10.04 (88 kb),
Interview mit den beiden Geschäftsführern
Sabine Welter und Gero Braach (263 kb), Kommentar
von Uwe Baduin (94 kb)
|
|
|